10 Tipps bei Beziehungsproblemen
Fakt ist, wir alle haben Beziehungsprobleme.
Ziel ist es nicht, gar keine Beziehungsprobleme und Krisen mehr zu haben, sondern einen wertschätzenden Umgang damit und miteinander zu finden und Konflikte ggfs. zu reduzieren. Im folgenden stelle ich euch 10 Tipps bei Beziehungsproblemen vor:
Wenn sich zwei Menschen zusammen tun, entsteht etwas Neues. Dabei handelt es sich nicht bloß um das Resultat aus zwei Individuen, sondern um etwas Drittes – eine individuelle Dynamik. Diese kann fantastisch sein und uns bereichern und gleichzeitig zu großem Frust führen.
Wenn Letzteres überhandnimmt, macht es Sinn, etwas zu verändern.
Viele Paare wünschen sich eine tiefere Verbindung, wollen mit Eifersucht lernen umzugehen, möchten Konflikte konstruktiv sowie respektvoll lösen und zerstörerische Verhaltens- und Streitmuster durchbrechen. Sie möchten gemeinsam wachsen, statt sich gegenseitig im Weg zu stehen.
Leider lassen Serien, Filme und Social Media selten mehr als starre Narrative von der vermeintlich „perfekten Beziehung“ oder einem vermeintlich „perfekten Sexleben“ zu.
Es wird Zeit, etwas Realität in die Ideale zu bringen:
1. Es darf verhandelt werden
Ich gebe zu, dass Verhandeln nicht wirklich sexy klingt, aber:
1. muss nicht immer alles sexy und natürlich in Beziehungen sein und
2. wenn Wünsche und Bedürfnisse unterschiedlich sind, was häufig der Fall ist, gibt es nur einen Weg und das ist der Weg aufeinander zu.
Bedürfnisse in allen Lebensbereichen können nicht zu allen Zeiten gleichermaßen befriedigt werden.
Ich darf auch etwas nur für die andere Person tun oder nur etwas empfangen. Um etwas Druck herauszunehmen, kann folgender Tipp hilfreich sein:
Es ist auch okay, wenn sich in der Mitte getroffen wird. Es ist hilfreich, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass beide eine Sache im selben Moment gleich toll finden und gleich doll wollen müssen. Natürlich alles auf einer Basis von gegenseitigem Konsens.
2. Hören, hören, hören
Immer wieder liest man, dass Kommunikation das A und O bei Beziehungsproblemen sei, aber was heißt das überhaupt?
Wenn wir davon reden, dass wir in Beziehungen mehr kommunizieren sollten, denken wir zunächst, dass wir mehr miteinander reden müssen. Daran scheitert es jedoch häufig nicht. Wir reden uns um Kopf und Kragen, wollen uns verteidigen, recht behalten, ohne eigentlich zu wissen, worum es der anderen Person geht. So, als ob zwei Monologe parallel nebeneinander herlaufen, als wären wir vor Gericht.
Ziel ist es, aus zwei Monologen einen Dialog zu machen und das bedeutet zunächst einmal zuzuhören. Dabei geht es darum, zu verstehen, was die Person meint. Zuhören, um zu verstehen und nicht um seinen nächsten Schachzug zu planen. So wird erst ein Raum für Anerkennung und Veränderung ermöglicht.
Wenn ihr euch das nächste Mal streitet, legt eine Pause von 2 Minuten ein, in der jeder kurz erklären muss, was die jeweils andere Person meint, worum es ihr gerade geht. Danach könnt ihr weitermachen.
3. Fragen stellen an dein Gegenüber
Beim Zuhören gibt es ein paar Stolpersteine. Wir hören leicht und schnell das, was wir hören „möchten“ und was unsere Rollenbilder und Beziehungsmuster bedient. Wenn wir von klein an das Gefühl haben, dass wir nicht genug sind, dann wiegt die eine Kritik des/der Partner*in viel mehr als die zehn wertschätzenden Äußerungen. Wir sind dann trotzdem verletzt und fühlen uns angegriffen, was Zuhören fast unmöglich macht.
Es ist hilfreich, genau nachzufragen, ob wir etwas richtig verstanden hast. Wenn wir uns jedoch so angegriffen fühlen, dass Erklärungen im Moment bei uns nicht landen können, dann ist es besser zu sagen, dass wir etwas Zeit brauchen, um unsere Gedanken zu sortieren und in 15-20 Minuten wieder auf unser Gegenüber zukommen werden.
4. Fragen stellen an dich selbst
Vor allem, wenn wir uns immer wieder selbst in den Blick nehmen, können wir innerhalb der Partner*innenschaft wachsen und Beziehungsprobleme angehen: individuell und als Team. Beziehung und die eigene Entwicklung sind prozesshaft und nie abgeschlossen.
Kannst du dich selbst im Spiegel betrachten und dir selbst wohlwollend gegenübertreten?
Es macht also Sinn, sich selbst Fragen zu stellen, um sich besser kennenzulernen und sich seiner Selbst bewusster zu werden:
„Wie viel Nähe und wie viel Distanz brauche ich?“
„Warum habe ich immer wieder denselben Konflikt?“
„Welche Grenzen habe ich?“
oder „Reagiere ich aus Gewohnheit oder ist meine Reaktion der Situation angemessen?“.
In der Beratung schauen wir gemeinsam, welche Beziehungsmuster und Rollen du innehast und welche förderlich und hinderlich sind. Dabei geht es weniger um die Ursache der Muster, als um deren Auswirkungen auf deine jetzigen Beziehungen.
Auf der Website von Ein guter Plan findest du einen hilfreichen Werte-Onlinetest, der dir eine erste Orientierung für deine Werte, Moralvorstellungen und Glaubenssätze gibt.
5. Grenzen setzen
Grenzen zu setzen fällt uns häufig schwer, weil wir sie eventuell selbst (noch) nicht klar fassen können, noch nicht die richtigen Worte parat haben, sie auszudrücken und vor allem, weil wir der anderen Person nicht vor den Kopf stoßen möchten.
Wir rechtfertigen uns für das, was wir sagen und haben Sorge, dass unser Gegenüber schlecht von uns denkt. Wir stehen dann nicht für uns ein, weil wir fürchten, dass dadurch unsere Beziehung gefährdet wird. Wir haben Schuldgefühle, weil wir annehmen, dass eigene Grenzen zu setzen, etwas gemeines ist, weil sie unser Gegenüber verletzen könnten. Gleichzeitig fühlen wir uns aber auch schlecht, weil wir nicht für uns eingestanden sind. Ein Dilemma.
Tipp: Klein anfangen. Im Alltag üben, Grenzen zu setzen, ohne eine Erklärung, Rechtfertigung hinterher zu schieben. Bezogen auf die Sexualität empfehle ich, über Konsens zu sprechen, Fragen zu stellen, statt anzunehmen, was der anderen Person gefällt.
Wie ein (sexueller) Austausch konsensuell gestaltet werden kann, erarbeite ich mit euch in der Beratung.
Ich selbst bin ein riesen Fan der amerikanischen Therapeutin und New York Times Bestseller Autorin Nedra Glover Tawwab. Ich empfehle ihr Buch „Set Boundaries. Find Peace“ zum Thema Grenzen setzen.
6. Risikobereitschaft
Es braucht eine gewisse Risikobereitschaft, sich seinem Gegenüber zuzumuten. Vielleicht habe ich bestimmte Fantasien bisher nicht ausgesprochen – aus Angst, dass die andere Person geschockt ist oder ich mich lächerlich machen könnte.
Es kann helfen, sich zu fragen, was ich brauche, um meine (sexuellen) Wünsche, Fantasien offen zu legen. Das heißt nicht, dass ich ein offenes Buch sein muss. Geheimnisse zu haben ist durchaus ein wichtiger Punkt, aber es kann spannend sein, bisher nicht Angebrachtes dem Partner, der Partnerin mitzuteilen.
Im Rahmen der Beratung begleite ich euch, euch neu und noch intensiver zu entdecken und gleichzeitig eine vertrauensvolle Basis dafür zu schaffen.
7. Neuer Kontext
Zu Beginn der Beziehung idealisieren wir unsere*n Partner*in. Wir malen uns aus, wie wir gemeinsam sein könnten. Doch mit der Zeit holt uns der Alltag ein. Das, was uns anfangs besonders gefallen hat, ist vielleicht nervig geworden.
Es kann helfen, den/die Partner*in in anderen Kontexten zu erleben und/oder nicht am Tag alles miteinander zu teilen (über Messenger und Social Media), damit Neugierde und Begeisterung aufrecht erhalten werden. Zu wissen, dass jeder auch für sich existiert, jeder für sich kleine Heimlichkeiten hat, lässt unser Gegenüber nicht als selbstverständlich erscheinen. Dies zeigt auch gegenseitigen Respekt.
8. Vertrauen neu denken
Vertrauen beschreibt die Haltung, mit Nicht-Wissen umzugehen. Häufig sagen Menschen in der Beratung: „Ich muss nur noch diese eine Sache wissen, dann kann ich wieder vertrauen.“ Leider funktioniert das selten und was sich auftut, ist ein Fass ohne Boden. Vor allem, wenn Fremdgehen der Grund war. Nach dem Bekanntwerden des Betruges ist es wichtig, sich erst einmal zu schützen und durchaus Bestehendes infrage zu stellen. Es kann sich so anfühlen, als habe die Person dich in deinem Wert gekränkt, dein Vertrauen ausgenutzt. Häufig kommt ein weiterer, noch schwerwiegender Punkt hinzu: Die Person hat trotz mehrfachen Nachfragens den Betrug geleugnet, womit sie keine Verantwortung für ihr Handeln übernimmt. Eventuell macht die Person sich selbst zum Opfer und nimmt so der betrogenen Person auch noch den Raum für Wut, den es erst einmal braucht.
Nach einem Vertrauensbruch höre ich als Beraterin häufig: „Ich will ja vertrauen, aber ich kann nicht“ oder es wird der Wunsch geäußert, dass „es wieder wie vorher sein soll“.
Hier hilft ein Reframing, eine Neurahmung der Beziehung, denn wie vorher wird es nicht. Auch nach einer Verzeihung ist die Beziehung meist eine andere. Die alte Beziehung kann rituell verabschiedet und eine neue begonnen werden. Voraussetzung ist natürlich, dass beide neue gemeinsame Regeln und Grenzen setzten und verantwortungsvoll auf Augenhöhe miteinander sprechen. Und ein Funken Restunsicherheit bleibt. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass die Person nicht noch mal betrügt oder die andere Person das nächste Mal fremdgeht, haben wir nicht. Frag dich: „Kann ich mit dieser Restunsicherheit leben und mit der Person in eine neue Beziehung starten?“ und „Wie könnte eine neue gemeinsame Beziehung gestaltet werden?“
9. Auf den Spuren der eigenen Sexualität
Biografiearbeit bezogen auf die eigene Sexualität bringt dich deinen Grenzen, Fantasien, Vorlieben und Verhaltensmustern näher.
Nicht nur du gewinnst Wissen über dich und deine Sexualität hinzu, sondern auch die Beziehung kann davon profitieren. Beide Partner*innen starten in die Beziehungen mit schönen und weniger schönen sexuellen Erfahrungen.
Im Rahmen einer Beratung schauen wir, was jeweils eure sexuelle Entwicklung geprägt hat, wie sie aktuell aussieht und was ihr euch für die Zukunft (anders) wünscht. Diese Arbeit ermöglicht euch einen intimen Austausch und ein Verständnis von Sexualität, was weit über Penetration und gängige Normen sowie Rollenerwartungen hinausgeht.
10. Beziehung neu denken
Beziehungen dürfen anstrengend sein, Konflikte gehören dazu und nicht alle Bedürfnisse sind durch eine Person zu erfüllen. Wir müssen uns nicht für eine andere Person aufgeben, wir müssen auch nicht immer einer Meinung sein: Ambivalente Gefühle sind normal.
Verhandeln, eine Verabredung zum Sex oder spielerisches Neuerkunden sind erlaubt. Sexualität unterliegt keinem natürlichen Automatismus – schon gar nicht nach vielen Jahren Beziehung. Es braucht eine bewusste Entscheidung, Prioritätensetzung, Risikobereitschaft und das Okay, dass nicht immer alles perfekt laufen muss.
In der Beratung stellen wir Normen und Rollenbilder auf den Kopf und finden einen für euch individuell richtigen und realistischen Weg als Paar, der nicht versucht, Narrativen auf Netflix und Co. zu entsprechen.
Wenn ihr Hilfe bei der Umsetzung dieser Tipps braucht oder einfach Unterstützung beim Umgang mit euren Beziehungsproblemen, findet ihr hier nähere Infos zu den Konditionen meiner Beratung.
Oder schickt mir direkt eine Anfrage für eine Beratung vor Ort in Berlin Prenzlauer Berg oder online.