Hinweise zu meiner Beratung
Die Gestaltung einer partnerschaftlichen Sexualität ist eine Kunst – ob als langjähriges oder frisch verliebtes Paar, ob in einer monogamen, polygamen oder offenen Beziehung. Sexualität sowie das Erleben und Gestalten von Beziehungen kann uns frustrieren.
© Birte Filmer
Die Sexual- und Paarberatung, die ich euch anbiete, ist keine Therapie im psychologischen Sinne, sondern eine fundierte Fachberatung, die auf beraterischen Gesprächstechniken, der Vermittlung von Fachwissen rund um das Thema Sexualität und Partner*innenschaft (Psychoedukation) sowie eine gesellschaftswissenschaftliche Perspektive fußt. Auf das weite Themenfeld der Sexualität wirken viele unterschiedliche Faktoren ein, weshalb hinter einem Leiden häufig auch unterschiedliche Ursachen liegen. Neben psychischen und organischen Faktoren sind häufig soziale, gesellschaftliche und kulturelle Gründe für den jeweils empfundenen Frust bzw. für das entsprechende Anliegen mit verantwortlich. Je nach Anliegen führe ich eine Sexualanamnese am Anfang der Beratung durch, um einen ersten Fahrplan für eure Beratung zu erstellen. Aus eurem Anliegen arbeiten wir einen konkreten Auftrag heraus, der unsere Sitzungen begleitet und immer wieder gemeinsam mit euch überprüft wird. Es gibt Probleme und Anliegen, die medizinisch und/oder psychotherapeutisch behandelt werden müssen. Das biete ich nicht an. Gerne leite ich euch in diesem Fall an Kolleg*innen weiter. Ich hingegen schaue auf die „Störungen“, die nicht organischen und psychischen Ursprungs sind.
Ich höre euch zu, berate euch und helfe euch.
Im Folgenden gehe ich näher auf meine Haltung und meine Beratungspraxis ein:
Scham erkennen und einen Umgang finden
Zu häufig haben Moralvorstellungen und mediale Repräsentationen die Definitionsmacht darüber inne, was als normal, richtig, schön, gelingend und liebenswert gilt. Diese Definitionsmächte, die wir bereits verinnerlicht haben, sind häufig auch Ausgangspunkt für Probleme, Unbehagen, Leid, Vergleiche mit anderen und führen über den einen oder anderen Weg in der Regel zu Scham.
Vielen Menschen ist jedoch nicht bewusst, dass diese Scham nicht nur ein Hemmnis darstellt und uns hindert, als sexuelle Einzelperson oder im Kontext einer Beziehung, selbstbestimmt mit den eigenen Bedürfnissen umzugehen. Sie bietet auch die Möglichkeit, sich mit wichtigen Fragen zu beschäftigen und Grenzen zu erkennen. Dabei begleite ich euch.
Denn Scham macht gesellschaftliche Schieflagen sichtbar, hilft uns dabei, scheinbar feststehende Normen und Werte zu erkennen, zu hinterfragen, aufzubrechen und umzugestalten. Hier verbinde ich meine Ausbildungen in Kulturwissenschaft, Sozialer Arbeit, Sexualpädagogik, Sexual- und Paarberatung (PfS) sowie meine Erfahrungen aus der Arbeit am Institut für Gender und Diversity in der sozialen PraxisForschung (IGD) und am Familienplanungszentrum BALANCE und helfe euch so, eure Scham individuell sowie gesellschaftlich einzuordnen und Worte für das zu finden, was euch Leid bereitet.
Leid benennen
Während meines Studiums der Kulturwissenschaft habe ich gelernt, gesellschaftlich-kulturelle Kontexte zu erkennen, zu analysieren und sichtbar zu machen. In Bezug auf Sexualität sind das beispielsweise Vorstellungen von sexuellen Vorlieben, davon, wie Beziehungen sein sollen, was „normal“ ist und was nicht, welche Körper „sexy“ sind, wie oder was Liebe ist.
Solche Vorstellungen bestimmen uns und unsere Selbstwahrnehmung permanent und stellen abstrakte Erwartungen an uns, die be- oder unbewusst Leid erzeugen. Diese leiderzeugenden Normen und Werte zeige ich euch auf und schaffe für euch nachvollziehbar einen Bezug zu eurer individuellen Situation. Ich schaue mir mit euch zusammen euer Umfeld, Sozialleben und die Normen und Werte an, die euch umgeben und in bzw. mit denen ihr groß geworden seid.
Und wie kommunizieren wir unser Leid, wenn uns die Worte fehlen? Im Masterstudium der Sozialen Arbeit beschäftigte ich mich intensiv mit eben jener Frage und das bildete die Grundlage meiner Masterthesis zu sozialen Pathologien, Sozialkritik und der Problematik normativer Maßstäbe. Solche Maßstäbe sind es zumeist, die verhindern, dass wir uns überhaupt trauen, über Sexualität zu sprechen. Die Frage „Bin ich normal?“ ist dabei die wohl am meisten verbreitete Ausformulierung dieser Problematik. Doch es zeigt sich, dass diese Sprachlosigkeit überwunden werden kann.
Sprachlosigkeit überwinden
Ich biete in meinen Beratungen einen Raum, in dem Gefühle, Sorgen, Ängste und Scham einen Namen bekommen dürfen, hinterfragt und neu betrachtet werden. Es werden Handlungsspielräume geschaffen, um schamerzeugenden Themen selbstbestimmt zu begegnen.
Gerade im Kontext des großen Themengebiets der Sexualität ist es wichtig, über ein geeignetes Vokabular und Wissen zu verfügen. Im Rahmen meiner Aus- und Weiterbildungen habe ich mich daher mit den Themen: sexuelle Entwicklung und Aufklärung, selbstbestimmte Familienplanung, Schwangerschaftsabbruch, Umgang mit Affären, Scham, Geschlechtsidentitäten, Körper, Liebe, Freundschaft und Partner*innenschaft beschäftigt. Natürlich ist Wissen nie abgeschlossen und so bilde ich mich regelmäßig weiter, nehme an Intervisionen und Supervisionen teil, um meine eigene Beratungskompetenz zu reflektieren und um Fälle aus anderen Perspektiven mit Kolleg*innen zu beleuchten. Dies sichert die Qualität der Beratung.
Selbstbestimmt handeln
Ich vermittle Körperwissen und das nötige Vokabular, z.B. Körperteile richtig benennen zu können, respektiere jedoch die von euch gewählte Sprache sowie eure Intimitätsgrenzen. Ihr entscheidet also stets selbst, wie weit ihr in eurer Beschreibung des Problems gehen wollt.
Ich schreibe euch nicht vor, wie ihr zu denken oder zu handeln habt, sondern respektiere eure Sichtweisen und Lebensentwürfe. Eine sensible Sprache und feministische Haltung ist mir ebenfalls wichtig sowie eine stetig kritische Selbstreflexion. Ich bin mir meiner eigenen Rolle als Cis-Frau, weiß und im globalen Norden sozialisiert, bewusst und hinterfrage mein Denken und mein Handeln. Ich habe den Anspruch, mich stetig weiterzubilden und bin bemüht, bei Themen, die ich nicht bearbeiten kann, an Fachkolleg*innen weiter zu vermitteln.